“Beim ersten Mal blieb ich 42-43 Tage dort. Eigentlich sollte ich bloss zwei Wochen bleiben, aber Sapain, der spirituelle Vater hatte mich zu sich nach Hause eingeladen und so wurden es nach und nach sechs sieben Wochen. Es war für mich unglaublich wichtig, diesen Menschen zu kennen, lange dort zu sein ohne eine bekannte Sprache zu sprechen, nur diejenige der Seele und der Musik. Ich erzähle Dir eine Begebenheit: Eines Tages, früh morgens, so um fünf, kam Sapain zu mir, weckte mich und bedeutete mir ihm zu folgen. Wir gingen eine halbe Stunde, gelangten an den Ort, den sie das Tor zum Amazonas nennen. Wir gingen in den Urwald hinein, tauchten ein in eine Atem beraubende Feuchtigkeit zwischen enormen Bäumen. Wir hielten für Minuten inne in vollkommener Stille. Mein erster Gedanke war, dass er mir die Klänge der Natur zu vermitteln wollte. Erst Jahre später begriff ich, dass Sapain mir etwas ausserordentlich Wichtiges zeigte, er sagte mir, dass das was ich sah, das Leben ist, der Klang, der Gesang und es sich andern Zivilisationen mitteilt. Wir gingen durch den Urwald ohne ein Wort zu sagen. Gegen Ende dieser Erfahrung schenkte mir Sapain eine Flöte namens Yakui/Jacui, etwa einen Meter zwanzig lang. Diese Flöte verkörpert die spirituelle Stimme und alle wissen, dass es so ist....“

EGBERTO GISMONTI über die Begegnung mit dem Stamm Yawaiapitì, im oberen Xingù, und vor allem mit seinem spirituellen Haupt Sapain

Interview realisiert von Peppe Consolmagno "Chitarre" n.132 - März 1997